Die alte Ordnung

keine Stufen, keine Kampfrunden, keine Lebenspunkte… und keine Elfen

Ein Zittern erfüllte seinen angespannten Körper. Sein Herz pochte mit dumpfen Schlägen. Mit schreckgeweiteten Augen starrte er den in Platte gepanzerten Mann ihm gegenüber an. Doch dieser stand trotz Schlag erhobenem Schwertes genauso regungslos da, wie er selbst bewegungslos am Boden lag. Ihm war, als sei er gerade aus einer Ohnmacht erwacht. Doch anstatt diesen Augenblick zu nutzen, um sich schnell zur Seite zu rollen, begann er einfach, sich langsam aufzurichten. An seinem rechten Arm lief das Blut in einem pulsierenden Rinnsal entlang. Sein Gegenüber ließ das Schwert sinken. Die Schreie des Schlachtfeldes waren verstummt. Der Himmel wurde aus einem Brodeln dunkler Wolken überrannt, als die ersten Tropfen dicken Regens zu fallen begannen. Gegen wen kämpfte er hier? Wieso konnte er sich nicht an seinen Namen erinnern? Wieso schien er nicht der Einzige zu sein, dem es so ging?

Ein Anfang.

Die Vergangenheit

Das Erwachen. Plötzlich herrschte Totenstille. Finsternis erfüllte die Nacht und die Männer auf den Schlachtfeldern standen regungslos da. Ein eisiger Hauch umwehte sie alle, während sie mit weit aufgerissenen Augen auf eine Anhöhe inmitten des blutgetränkten Feldes starrten. Dort glomm ein ersterbendes Feuer. Tausende Männer schwiegen und starrten. Und kein einziger von ihnen wusste seinen Namen, oder auf welcher Seite er gekämpft hatte. Etwas war geschehen und hatte alles verändert. Doch niemand erinnerte sich, was er war. In Scharen verließen sie ächzend den Kriegsschauplatz und machten sich die Suche nach ihrer Heimat. Alte Erzfeinde stützten einander, während sie über ihre eigenen Brüder schritten. Irrend wanderten sie umher und suchten nach einem Anhaltspunkt ihrer selbst.
 
Das Vergessen. Niemand kann sich an etwas vor dem Erwachen erinnern. Alle begannen zum selben Zeitpunkt mit dem gleichen Wissensstand. Zwar gab es Unterschiede im Erinnerungsvermögen der einzelnen Überlebenden, aber im Großen und Ganzen konnte sich niemand mehr an irgendetwas erinnern. Einige kannten noch ihren Namen, oder glaubten zumindest diesen zu kennen, andere vermochten nicht mal mehr dies. Alles, was man noch wusste, war unterbewusst. So waren sich alle sicher, dass auf die lange Nacht des ersten Tages irgendwann etwas anderes folgen musste. Auch war man sich sicher, dass es für gewöhnlich am nächsten Morgen wieder hell wurde. Allerdings wurde es nie wieder morgen. Manche hatten Träume. Warme und schöne Träume. Träume von einer gleißend hellen Scheibe, die hoch oben am Himmel stand. Welchen Namen diese hatte, fiel aber niemandem mehr ein.
 

Die Finsternis.  Der Staub breitete sich binnen weniger Tage so weit aus, dass auf die dritte Nacht kein weiterer Tag folgte. Ein dicker und undurchdringlicher Schleier verdunkelte die Strahlen Sors. Zwar wusch der Regen in den kommenden Wochen vielerorts den Staub aus der Atmosphäre, sodass eine Schicht wie von feinem, schwarzem Mehl zurückblieb, aber es blieb dunkel.  In den folgenden Monaten ließ sich der Tag nicht von der Nacht unterscheiden. 

Eine Zeit gezeichnet von Angst und Kälte folgte. Es regierten Furcht, Hunger und Chaos. Gewalt griff um sich, Kämpfe um die letzten Nahrungsmittel und sichere Unterkünfte. Seuchen brachen aus. Kriminalität und die Angst vor dem Unbekannten draußen in der Finsternis beherrschten das Leben.  

Die Gegenwart

Staub & Finsternis.. Nach Jahren hat sich der Staub geringfügig gelichtet. Nur noch sehr selten wird er durch den Regen ausgewaschen. Dennoch sind die Tage weiterhin dunstige Stunden, die zur Mittagszeit kaum genug Licht auf die Oberfläche Ghens scheinen lassen, dass auf den kargen Äckern etwas wächst. Der Staub bewegt sich, er fließt, strömt, zieht teilweise gegen den Wind. 

Mancherorts ist der Staub so dicht, dass er jeden Tag zur ewigen Nacht werden lässt. Die dort herrschende Dunkelheit ist mehr als nur die Abwesenheit von Licht. Sie ist die Finsternis. Das Böse. Das Unheil. Diese Gebiete werden von allen gemieden, da sie unheimliche Kreaturen beherbergen, die nachts auf die Jagd gehen. Nur die Mutigen oder Verzweifelten verlassen ihre Siedlungen tagsüber weiter als eben nötig. Sie suchen alle nachts den Schutz der sicheren Mauern ihrer Siedlungen auf. 

Hunger & Krankheit. Allerorts ist die Nahrung knapp. Schlechte Ernten, Hungersnöte, Krankheiten und Seuchen plagen den Großteil der Bevölkerung. Mit primitiven Mitteln werden die kargen Böden bestellt. Die Erträge reichen kaum, die eigenen Familien durchzubringen. Der Kampf ums Überleben treibt viele zu verzweifelten Taten. Misstrauen und Angst vor Fremden sind darum allgegenwärtig. 

Die Schriften des Lichts 
Register Soritas
Sors Gebote über die Zauberer
Seine Erhabenheit Erz Patriarch Veccordio de Aedis na Auria, oberster Hohepriester des Sor

Die Alte Ordnung. Eine neue Zeitrechnung beginnt. Fast eine halbe Generation dauert es, bis der erste König wieder seinen rechtmäßigen Thron besteigt. Ebenso lang, bis sich das Chaos der vergangenen Jahre langsam ordnen lässt. Mit harter Hand beginnt Wor na Ghale, König von Feldtland, sein tausendjähriges Reich neu zu ordnen. Grenzen werden befestigt, Vorräte zentralisiert, die Unreinen und Kriminellen verfolgt und zur Strecke gebracht. Wilderei und Raub von königlichen Feldern wird unter die Todesstrafe gestellt. Neben Feltland ruft auch Tabarien bald seinen ersten neuen König der neuen Zeitrechnung aus. Salandir na Tabar besteigt als jüngster aller Könige den Thron des einst mächtigen Reiches. 


Licht & Schatten. Während sich die Oberschicht hinter sicheren Mauern beim Licht der Kronleuchter die Bäuche vollschlägt, hungern die Armen in den schmutzigen, düsteren Gassen der Metropolen.